Nur knapp jede:r Dritte nutzt Personaldienstleister

41 % der Befragten nutzen hauptsächlich LinkedIn, Indeed oder andere Jobbörsen für die Jobsuche, aber nur 30 % der Kandidat:innen arbeiten vornehmlich mit Personaldienstleistern zusammen. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als noch 45 % der Befragten für die Jobsuche Personaldienstleistungen als wichtigste Anlaufstelle nannten. Besonders häufig greifen Kandidat:innen im Dienstleistungssektor (37 %) auf sie zurück. Im gewerblich-industriellen Bereich und Gesundheitswesen ist es etwa jeder Vierte (24 %).

Wie können Personaldienstleister die Kandidatenerfahrung verbessern und im Wettbewerb mit Jobbörsen bestehen, die rund um die Uhr verfügbar sind? Eine Lösung dafür bietet der Einsatz von KI, die im Hintergrund läuft und dem Team viele wichtige Aufgaben abnimmt.

Die diesjährige GRID Talent-Trends-Umfrage zeigt klar: KI hat die Bewerbererfahrung bereits spürbar verbessert.

Über die Hälfte der Talente hat bereits Erfahrungen mit KI bei der Jobsuche gemacht. Davon empfanden 72 % diese als positiv – und 92 % würden erneut mit einem Personaldienstleister zusammenarbeiten. Bei Talenten ohne KI-Erfahrung wären es nur 62 %.

AI setzt neue Standards bei Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit

Drei Viertel der Befragten beendeten die Zusammenarbeit mit einem Personalvermittler, weil der Prozess zu lange dauerte oder es an Kommunikation mangelte. Mehr als jeder Fünfte (22 %) gab an, nie eine Rückmeldung zum Eingang der Bewerbung erhalten zu haben. Genau hierbei kann KI wirkungsvoll unterstützen.

KI verbessert den Recruiting-Prozess signifikant

Ein schneller Bewerbungsprozess ist für Kandidat:innen der größte Vorteil beim Einsatz von KI. Für 31 % ist es sogar der wichtigste Faktor. Weitere 26 % nannten Rückmeldungen auf ihre Bewerbungen als wichtigsten Vorteil, und für 13 % war es die Information zum aktuellen Stand ihrer Bewerbung. Zusammengenommen sind damit über 70 % der Befragten überzeugt: KI führt zu einem angenehmeren Bewerbungsprozess, da es diesen schneller und transparenter gestaltet.

Gleichzeitig äußerten Talente auch Bedenken. Sie befürchteten, in einem KI-gestützten Prozess keine Chance auf ein persönliches Gespräch zu haben oder durch ungenaue oder voreingenommene Algorithmen vorschnell aussortiert zu werden. Diese Sorgen lassen sich von Personaldienstleister einfach ausräumen, indem sie präzise Algorithmen aufbauen, die kontinuierlich verfeinert werden, sowie durch das Training der KI mit realen Daten aus erfolgreich abgeschlossenen Vermittlungsprojekten.

Kandidat:innen wünschen sich schnelle Rückmeldungen – und die sind nur mit KI möglich

Ein Chatbot-Screening ist am häufigsten dann als positiv bewertet worden, wenn Kandidat:innen direkt eine Rückmeldung erhielten. An zweiter Stelle nannten sie den schnellen Übergang in die nächste Bewerbungsrunde. Für die Mehrheit (80 %) sind vor allem Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit die entscheidenden Stärken eines KI-gestützten Prozesses.

Diese Erkenntnis ist deshalb so wichtig, weil 62 % der Kandidat:innen die Zusammenarbeit mit einem Personaldienstleister aufgrund zu langsamer Abläufe oder mangelnder Kommunikation beendet. Genau diese Talente könnten Recruiter also mit Unterstützung von KI zurückgewinnen.
Ein Branchen-Insider schildert seine Erfahrung so:

Die Interaktion mit dem Chatbot in Echtzeit zu sehen und sie direkt an den Personalberatenden weiterzugeben hat unsere Fähigkeit, schnell zu antworten, um ein Vielfaches verbessert. Wir haben sehr viel positives Feedback zu unseren schnellen Rückmeldungen bekommen.
Chief Operating Officer eines Personaldienstleisters

Erstgesprächen sind KI-Sprachassistenten gleichwertig

73 % der Kandidat:innen berichten über eine positive Erfahrung mit einem KI-Sprachassistenten im Vorstellungsgespräch – vor allem, weil sich die Interaktion natürlich und „menschlich“ anfühlte. Ganze 89 % der Befragten befanden KI-gestützte Vorstellungsgespräche als genauso gut oder sogar besser als Gespräche mit einer Person. Viele gaben an, sie hätten ihre Fähigkeiten und Qualifikationen gut präsentieren können. Das liegt möglicherweise auch daran, dass zwischenmenschliche Faktoren eine geringere Rolle spielten.

Ich bin davon ausgegangen, dass Bewerbende den Screening-Agenten eher ablehnen würden und die Erfahrung als unpersönlich empfinden. Doch diese Annahme hat sich nicht bestätigt.
Chief Operating Officer eines Personaldienstleisters

KI erhöht die Kandidatentreue um 68 %

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Künstliche Intelligenz hat bereits heute einen positiven Einfluss auf die Kandidatenloyalität. Sie steigt um bis zu 68 %, wenn Talente eine positive Erfahrung mit AI machen. Weitere 53 % der Befragten, die im Bewerbungsprozess mit KI in Berührung kamen, gaben an, wieder mit ihrem Personalberatenden zusammenarbeiten zu wollen.

Diese Zahlen widerlegen die nach wie vor verbreitete Sorge, dass KI den Job von Personaldienstleistern ersetzen könnte, oder dass Kandidat:innen dann nicht mehr genug Aufmerksamkeit bekämen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Talente schätzen vor allem die Schnelligkeit und Verlässlichkeit, die durch den Einsatz von KI ermöglicht wird.

Weitere Einblicke zu den GRID 2025 Talent-Trends gibt es hier:

Langsame und inkonsistente Prozesse schrecken Talente ab

Die KI-Revolution steht zwar noch am Anfang – doch welche Erfahrungen machen Bewerbende bislang damit? Eine gute Nachricht gibt es, denn die meisten Befragten sind aktuell mit ihrer Candidate Experience zufrieden. Aber sie nannten auch Faktoren, die ihre Zufriedenheit auch weiterhin positiv beeinflussen werden.

Allen voran zahlt ein reibungsloser Prozess auf die Loyalität ein. Das ist insbesondere dann so, wenn Kandidat:innen in Bereichen unterstützt werden, die nur Personalberatende bieten können – etwa bei Weiterbildung oder für die Sicherstellung von Folgeeinsätzen. Wer hier überzeugt, schafft echte Mehrwerte und stärkt langfristige Bindungen.

Langsame Prozesse und fehlende Rückmeldungen dämpfen die Zufriedenheitsquote um fast 25 %

Auf die Frage, welche Faktoren eine positive Bewerbererfahrung ausmachen, gaben die Befragten vor allem passende Jobangebote, die Anzahl der Jobangebote und schnelle Platzierungen an. Doch genau in diesen Bereichen sank die Zufriedenheit im vergangenen Jahr deutlich, insbesondere, was die Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit von Personaldienstleistern betrifft.

Gerade in der frühen Bewerbungsphase können menschliche Recruiter die hohen Erwartungen oft nicht erfüllen. Infolgedessen wenden sich immer mehr Talente Jobbörsen zu, die rund um die Uhr verfügbar sind und direkt Angebote liefern.

Komplexität und technische Hürden befeuern die Unzufriedenheit

Bei der Analyse der Gründe für eine negative Bewerbererfahrung wurde deutlich: Viele Talente empfinden bestimmte Systeme und Prozesse als zu kompliziert. Häufige Kritikpunkte sind zu umfangreiche Formulare, zu viele Klicks auf Webseiten oder in Apps sowie fehlende Benachrichtigungen.

Personaldienstleister können dieser Herausforderung mit dem Automatisieren von möglichst vielen Schritten im Recruiting begegnen. So sank die Unzufriedenheit mit der Kommunikation während der Bewerbungsphase von 48 % auf 36 %, wenn Kandidat:innen mit einem KI-Sprachassistenten interagierten.

Jede Bewerbungsphase beeinflusst die Kandidatentreue

Jede einzelne Interaktion im Bewerbungsprozess wirkt sich auf die Loyalität von Kandidat:innen aus. Wie bereits gezeigt, die größten Probleme hängen meist mit der fehlenden Geschwindigkeit und einer hohen Komplexität von Systemen zusammen. Das sind jedoch beides Bereiche, die sich durch Automatisierung und KI-Tools erheblich verbessern lassen.

84 % der Befragten, deren Onboarding-Prozess automatisiert ablief, bekräftigten ihre Absicht, weiter mit ihrem Personalberatenden zusammenarbeiten zu wollen. Vor dem Hintergrund, dass laut GRID 2025 Recruiting-Trends-Report weniger als die Hälfte der Personaldienstleister zentrale Schritte im Recruiting-Zyklus automatisiert, auch vor allem im Middle- und Back-Office-Bereich, liegt hier enormes Potenzial. Optimierungen können die Kandidatenerfahrung und Loyalität deutlich steigern, in manchen Fällen sogar um fast 70 %.

Ein häufiger Austausch ist der Schlüssel zur Kandidatentreue

Der GRID Talent-Trends-Report zeigt: Kandidat:innen wünschen sich einen regelmäßigen Kontakt mit ihrem Ansprechpartner, am liebsten häufiger als einmal pro Woche. Besonders geschätzt wird es, wenn Personalberatende schon vor Ende des aktuellen Einsatzes neue Jobs oder Projekte vorschlagen.

Personaldienstleister, die diesen Anspruch erfüllen, steigern die Loyalität ihrer Talente deutlich. Die Studienergebnisse belegen, dass die Kandidatentreue in diesem Fall um bis zu 80 % höher liegt.

86 % der Kandidat:innen, die sich weiterbilden, bleiben

Mehr als die Hälfte der Befragten nahm an Umschulungen oder Weiterbildungen teil, die von ihrem Personaldienstleister angeboten wurden. Das hatte spürbare Auswirkungen: 86 % dieser Talente gaben an, ihrem Personaldienstleister treu zu bleiben. Unter denjenigen ohne Weiterbildung lag der Wert nur bei 67 %.

Immer mehr Personaldienstleister entwickeln gezielte Trainingsprogramme für Nischenthemen. So berichtete eine Führungskraft von einem Off-Shore-Welding-Programm, einem Qualifizierungsprogramm für Schweißer:innen für Einsätze auf Bohrinseln oder Windparks bspw. Dieses Programm ist inzwischen so beliebt, dass es eine lange Warteliste gibt, die allein durch Empfehlungen innerhalb des Talentnetzwerks entstanden ist. Solche Angebote sind ein klarer Differenzierungsvorteil gegenüber Jobbörsen.

Auch flexible Arbeitszeitmodelle zahlen auf die Loyalität ein. 88 % der Befragten, die ihre Wochenarbeitsstunden frei wählen konnten, blieben ihrem Personaldienstleister verbunden. Bei Talenten mit dem Wunsch nach mehr Arbeitsstunden lag der Wert nur bei 59 %. Wer versteht, was Talente wirklich brauchen, und sie aktiv beim Erreichen ihrer Ziele unterstützt, steigert die Kandidatenbindung enorm.

Eine weitere Maßnahme, um Talente langfristig zu binden, ist das Anbieten von anderen, relevanten Jobangeboten, die ein KI-Matching vielleicht übersehen hätte. Ein Branchen-Insider beschreibt es so:

Ein Personalberatender kann anrufen und sagen: ‘Du hast dich zwar für diese drei Jobs beworben, aber ich habe drei weitere Angebote, die dir möglicherweise entgangen sind. Wärst du interessiert?’ Das bedeutet, wir können einen echten Mehrwert bieten und so eine herausragende Kandidatenerfahrung sicherstellen.
Führungskraft bei einem Personaldienstleister mit Verantwortung für Technologieeinführungen

Wege aus der Bewerberkrise

Personalberatende stehen vor vielfachen Herausforderungen: Sie müssen mehr Talente gewinnen, da es immer weniger qualifizierte Bewerbende gibt. Gleichzeitig wünscht sich jeder zweite Zeitarbeitnehmer (51 %) eine Festanstellung innerhalb der nächsten zwei Jahre. Dahinter steckt vor allem der Wunsch, gesehen, gehört und wertgeschätzt zu werden – und nicht länger das Gefühl zu haben, dass ihre Lebensläufe in einem „schwarzen Loch“ verschwinden.

Um die Loyalität zu fördern und sich klar von Jobbörsen abzuheben, sollten Personaldienstleister vor allem drei Punkte priorisieren:

  • Digitale und KI-gestützte Tools einsetzen, um Bewerbende früh im Prozess abzuholen und besser zu betreuen.
  • Alle verfügbaren KI-Ressourcen nutzen, um die Candidate Experience durchgängig zu optimieren und sich von Jobbörsen abzugrenzen.
  • Ein Full-Service-Angebot bereitstellen, wie es nur Personaldienstleister leisten können, um so Talente weiterzuentwickeln und ihre Profile für neue Kundenanforderungen attraktiv zu machen.

Methodik

Der diesjährige Report basiert auf den Antworten von 2.766 Teilnehmenden global, daraus mehr als 250 Antworten aus dem DACH-Raum, die in den letzten drei Jahren mindestens einmal mit einem Personaldienstleister zusammengearbeitet haben. Ergänzend wurden qualitative Interviews mit fünf Fachkräften aus der Recruiting-Branche durchgeführt.

Der globale Report wertet die Antworten aus Nordamerika, dem Vereinigten Königreich, Irland, Australien, Neuseeland, den Niederlanden, Luxemburg, Belgien, Deutschland, Österreich und der Schweiz aus, wobei der Schwerpunkt auf Nordamerika liegt. Hier liegt der regionale Report aus der DACH-Region vor.
Die Datenerhebung fand von Juni bis Juli 2025 statt. Die Teilnehmenden wurden über einen externen Umfrageservice rekrutiert und haben die Befragung online abgeschlossen. Sämtliche Antworten wurden vertraulich behandelt.