Vorsichtiger Optimismus für 2025
Die meisten Personaldienstleister blicken zuversichtlich in die Zukunft: 52 % gehen von einer positiven Entwicklung in 2025 aus. In den Führungskräfte-Interviews berichteten die Befragten, sie erwarteten speziell in der zweiten Jahreshälfte eine Umsatzsteigerung. Dass der Markt allerdings wieder auf das Level vor der Pandemie zurückkehrt, damit rechnet kaum noch jemand.
Ein Blick auf die Neuausrichtung der Geschäftsstrategien lohnt sich, um trotz der unsicheren Marktlage erfolgreich zu sein. Die Neukundengewinnung hat 2025 zwar oberste Priorität. Doch ein Großteil der Personaldienstleister möchte sich nicht mehr darauf verlassen. Stattdessen suchen sie nach neuen Möglichkeiten, um durch zusätzliche Lösungen und Services Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen.
80 % der Unternehmen möchten sich gut für die Zeit nach der Marktbelebung aufstellen und konzentrieren sich darauf, neue Marktanteile zu erschließen. Zwei weitere Top-Strategien zur Steigerung des Unternehmenserfolgs sind die Verbesserung der Produktivität mithilfe von Technologie und die Diversifizierung der Geschäftsfelder. Einerseits geht es also darum, Kosten zu senken. Andererseits sollen Dienstleistungen mit höherem Umsatz oder höhere Margen zum Unternehmenswachstum beitragen.
Die GRID 2025 Recruiting-Trends-Umfrage zeigt klar, dass eine frühe und umfassende Einführung von AI das Umsatzwachstum und eine höhere Produktivität der Personalberater:innen beeinflußt. Derzeit haben 23 % der Personaldienstleister KI-Lösungen gekauft oder entwickelt, während weitere 45 % mit generativer KI experimentieren. Damit nutzen insgesamt mehr als zwei Drittel KI – ein Anstieg gegenüber 63 % im Vorjahr.
Nur 11 % der Personaldienstleister haben noch keine künstliche Intelligenz im Einsatz, verglichen mit 20 % im Jahr 2024. Alle befragten Führungskräfte der Branche betonten, dass AI längst keine Option mehr ist, sondern eine Notwendigkeit. Eine Führungskraft brachte es im Interview treffend auf den Punkt:
KI kann die menschliche Komponente nicht ersetzen
In unseren Gesprächen mit Führungskräften der Personaldienstleistungsbranche stand immer wieder im Fokus, Technologie mit der menschlichen Komponente und spezialisierter Expertise zu verbinden. Viele Führungskräfte betonten, dass KI nur dann effektiv funktioniert, wenn sie individuell anpassbar ist und auf unternehmenseigenen Daten basiert. So kann jeder Personaldienstleister seine „Geheimzutat“ nutzen, während Arbeitsabläufe beschleunigt und optimiert werden.
Alle waren sich einig, dass KI ein Werkzeug ist, das Personalberater:innen unterstützt, schneller mit den richtigen Kandidat:innen in Kontakt zu treten. Dadurch bleibt mehr Zeit für den persönlichen, zwischenmenschlichen Austausch. Das ist genau der Aspekt, der viele ursprünglich in diese Branche gezogen hat. Dieses Alleinstellungsmerkmal hilft, Talente langfristig zu gewinnen und zu binden.
Eine positive Candidate Experience führt zu mehr Umsatz
Das aktive Einbinden, passende Jobangebote und die schnelle Wiedervermittlung steigern nicht nur die Zufriedenheit der Kandidat:innen, sondern auch den Umsatz. In jeder dieser Kategorien erhöhten Engagement- und Produktivitätsstrategien die Wahrscheinlichkeit von Umsatzgewinnen im Jahr 2024 um mindestens 35 %. Diese Win-Win-Situation liegt auf der Hand – und KI-gestützte Tools werden es künftig noch einfacher machen, solche Erfolge zu erzielen.
Welche Geschäftsfelder versprechen den größten Erfolg?
Personaldienstleister diversifizieren ihre Geschäftsfelder zunehmend mit dem Ziel, den wichtigsten Kunden und Top-Talenten, etwa im Executive Search, einen echten Mehrwert zu bieten. Besonders auffällig ist, dass bei führenden Unternehmen Projektmanagement und Executive Coaching zu den wichtigsten neuen oder geplanten Services gehören. Sie setzen fast siebenmal häufiger auf Projektmanagement und 3,7-mal häufiger auf Executive Coaching als Personaldienstleister, die im letzten Jahr Umsätze verloren hatten.
Auch wenn hierfür die verfügbaren Ressourcen für neue Geschäftsfelder eine Rolle spielen, so verdeutlicht es doch den Erfolg dieser margenstarken Diversifizierungsstrategie.
Neukundenakquise bleibt oberste Priorität
Jeder fünfte Personaldienstleister (22 %) will sich 2025 primär auf die Neukundengewinnung fokussieren. Angesichts der aktuellen Lage am Markt überrascht das nicht. An zweiter Stelle folgt die digitale Transformation. Auch das ist kein überraschendes Ergebnis, zumal die Branche weiterhin stark auf KI und die Produktivität von Personalberater:innen setzt. Wie weiter oben bereits aufgezeigt, versprechen sich Personaldienstleister von KI und Automatisierung die effektivsten Mittel zu sein, um ihre Ziele zu erreichen.
Fachkräftemangel bleibt eine große Herausforderung
Die sinkende Zahl offener Stellen und knappe Talentpools bleiben 2025 die größten Herausforderungen der Personaldienstleistungsbranche. Diese scheinbar paradoxe Situation hält seit zwei Jahren an: Trotz weniger offener Stellen und längerer Entscheidungszyklen fehlt es weiterhin an Kandidat:innen mit den passenden Fähigkeiten, um bestehende Positionen zu besetzen. Zusätzlich hemmt mangelndes Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung viele Kandidat:innen daran, den Job zu wechseln – auch weil neue Jobangebote längst nicht mehr die Gehaltssprünge bringen, wie es während oder direkt nach der Pandemie der Fall war. Der starke Preisdruck seitens der Kunden macht den Einsatz von Technologie unverzichtbar, um die im Bericht beschriebenen Produktivitäts- und Effizienzgewinne zu erreichen.
Fazit
54 % der Personaldienstleister erwarten eine wirtschaftliche Erholung im Jahr 2025. Weitere 42 % sind der Ansicht, dies würde sich auch positiv auf die Recruiting-Branche auswirken. Das Jahr 2024 hingegen stellte die Branche auf eine harte Probe: Die erhoffte wirtschaftliche Erholung blieb aus. Gleichzeitig zeigte sich, wie führende Personaldienstleister den Abschwung erfolgreich meisterten und gezielt Chancen nutzten. Diese Strategien werden ihnen auch in Zukunft Vorteile verschaffen, während sich die Branche in ihrem „neuen Normalzustand“ etabliert.
Im Jahr 2025 werden die Top-Personaldienstleister:
- Technologie-Tools standardisieren und optimieren, um die Produktivität der Personalberater:innen und die betriebliche Effizienz zu steigern
- KI-Tools und -Agenten umfassend in ihre Workflows integrieren und große Fortschritte bei deren Nutzung machen
- die Candidate Experience weiter verbessern, um sowohl die Bindung von Kandidat:innen als auch die Rentabilität zu steigern
- Diversifizierung als zentrale Strategie weiterverfolgen, um das Margenniveau zu halten und die Zusammenarbeit mit Kunden zu stärken