5 Min Lesezeit: Wie Covid sich auf das Marketing in der Recruiting-Branche auswirkt: Ein Interview mit Jan Poggensee von Amadeus FiRe AG

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Julia Gotor Schäffer von Bullhorn hat mit Jan Poggensse, Leiter Marketing bei der Amadeus FiRe AG, einem der führenden Personalvermittlungsunternehmen in Deutschland, gesprochen, um die Meinung eines lokalen Marketingexperten darüber einzuholen, wie er und seine Abteilung auf Covid-19 reagiert haben, wenn es um Veränderungen in der Marketing-Strategie, die Botschaften an Kunden und Kandidaten, sowie die interne Teamdynamik und neue Trends in der Recruiting-Branche geht. Weitere Informationen über aktuelle Trends in der Personalvermittlung und weitere deutsche Rekrutierungsexperten finden Sie unter www.bullhorn.com/de/blog.

Bullhorn: Was waren die größten Herausforderungen für Amadeus FiRe zu Beginn von Covid-19 und den damit verbunden Einschränkungen in Deutschland? Welche Auswirkungen hatte das auf deine Rolle sowie auf die Marketingabteilung?

JP:
Aus meiner persönlichen Sicht bestand die größte Herausforderung im „Unbekannten“ und das für eigentlich alle Menschen. Es haben sich ständig neue Gegebenheiten entwickelt und daher war es für uns als Unternehmen mit einer dezentralen Struktur entscheidend, dass wir stets transparent, offen und vor allem zeitnah kommunizieren.

Unser Geschäft als Personaldienstleister beruht auf persönlichen Beziehungen, Gesprächen und Kontakten. Dies ist uns besonders wichtig und sehr stark in der Arbeitsweise verankert. Covid-19 hat uns somit vor eine große Herausforderung gestellt, da wir die „persönliche“, partnerschaftliche Note nicht mehr in der bekannten Form von Angesicht zu Angesicht einbringen konnten.

Wir waren daher als Marketingabteilung in der Kommunikation gefordert, um aktuelle und relevante Inhalte an all unsere Stakeholder zu vermitteln. Dies betrifft unsere internen als auch externen Kolleginnen und Kollegen, aber auch unsere Kunden und Interessenten. Hier war es stets unser Hauptaugenmerk aktuell und prägnant zu sein, ohne Panik oder gar Unwahrheiten zu verbreiten.

Für mich selbst war es wichtig eine gewisse Ruhe auszustrahlen, den Austausch zu suchen und mich auf die Bedürfnisse und Wünsche meiner Kolleginnen und Kollegen einzulassen. Diese Situation war und ist – gänzlich unabhängig von der Rolle im Unternehmen – für alle auf die ein oder andere Art herausfordernd und der unterschiedliche Umgang damit muss zumindest akzeptiert werden. Wir haben uns intern stets zeitnah ausgetauscht und immer kurzfristig Lösungen für die unterschiedlichen Herausforderungen gefunden.

Bullhorn: Wie habt ihr eure Marketingstrategie in den letzten Wochen und Monaten angepasst/ verändert? Und welche Themen waren in den letzten Wochen besonders relevant für den deutschen Markt?

JP:
Wir haben aufgrund der veränderten Marktbedingungen natürlich vieles auf den Prüfstand gestellt oder auch stellen müssen und teilweise Dinge anders behandelt bzw. gehandhabt. Dazu gehört auch die neue Allokation von Budgets, die Suche nach Alternativen zu bestehenden Prozessen und Inhalten sowie teilweise auch die entsprechende Implementierung.

Nichtsdestotrotz sind wir eine Marke, die für Konstanz und Kontinuität steht. Wir sind partnerschaftlich und verlässlich. Daher wollten wir uns auch nie auf Basis der Pandemie in der Außendarstellung positionieren oder eine Sonderrolle einnehmen. Viel mehr war es uns wichtig die bestehende Positionierung und die partnerschaftlichen Verbindungen aufrecht zu erhalten.

Ich denke, dass die Themen Vertrauen & Verantwortung eine hohe Relevanz auf dem deutschen Markt hatten und haben und in diesem Zusammenhang großgeschrieben werden müssen. Betrachtet man auch die wirtschaftlichen Entwicklungen in anderen Bereichen, ist es für unsere Mitarbeiter, Kunden und Kandidaten wichtig, dass Sie auf uns und unsere Arbeit vertrauen können. Dieser Verantwortung versuchen wir gerne gerecht zu werden.

Bullhorn: Auf welche Themen davon habt ihr euch besonders fokussiert?

JP:
Wir haben viele kleinere und größere Projekte vorangetrieben, die wir schon seit längerem angedacht haben bzw. die oftmals im „Vor-Corona-Alltag“ etwas zu kurz kamen. Dazu zählt auch die Produktion von Animationsvideos in der Kandidaten- aber auch Kundenkommunikation. Über diese Videos möchten wir insbesondere Prozesse leicht verständlich abbilden und u. a. darstellen, warum man sich bei einem Personaldienstleister wie Amadeus FiRe bewerben sollte. Ich bin mir sicher, dass wir die ersten Umsetzungen zeitnah veröffentlichen und in unterschiedlichen Medien einbinden können. Darüber hinaus haben wir die individuelle Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen aus dem Vertrieb und Recruiting noch stärker intensiviert.

Bullhorn: Ihr habt u.a. ein sehr erfolgreiches Webinar zu einem Thema aus dem Arbeitsrecht abgehalten mit mehr als 800 Teilnehmern. Wie habt es geschafft so ein großes Publikum zu erreichen und wieso habt ihr das Thema Arbeitsrecht gewählt/ welche Relevanz hatte das Thema zu dieser Zeit?

JP:
Das angebotene Webinar hat die „Verlängerung“ einer von uns schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie gestarteten Fachvortragsreihe dargestellt. Wir bieten unseren Ansprechpartnern in den Kundenunternehmen schon seit vielen Jahren kostenfreie Update-Veranstaltungen zu relevanten Themen aus dem Arbeitsrecht, Finanz- und Rechnungswesen sowie der Informationstechnologie an, die sehr gut angenommen und besucht werden.

Nun konnten wir das aktuelle Thema aus dem Bereich Arbeitsrecht leider nicht an all unseren Standorten durchführen. Trotz des fehlenden persönlichen Austausches, den wir normalerweise auf den Fachvorträgen pflegen und schätzen, wollten wir den Inhalt unseren Kunden jedoch nicht „vorenthalten“ und freuen uns sehr über die Resonanz, mit der wir eigentlich gar nicht gerechnet haben.

Das Thema stand, wie bereits dargestellt, schon vor dem Ausbruch der Pandemie fest und im Nachgang sind wir damit auch sehr zufrieden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben es sehr positiv bewertet, da im Zusammenhang mit Covid-19 bereits zahlreiche Webinare mit Schwerpunkten in den unterschiedlichsten Fachrichtungen präsentiert und vorgestellt wurden.

Bullhorn: Welche anderen Marketingaktivitäten habt ihr in den letzten Wochen verstärkt durchgeführt?

JP:
Eine besondere Bedeutung kam dem Direktmarketing zu, da es ein bevorzugter Kanal in der schnellen Kommunikation mit unseren Mitarbeitern sowie Kunden darstellt. Wir haben unsere Inhalte stets der aktuellen Situation angepasst und so versucht die individuellen (Informations-)Bedürfnisse zu adressieren. Auch der Bereich Reputationsmanagement stand noch stärker im Fokus als zuvor. Hierbei beobachten wir die unterschiedlichen, größtenteils anonymen Bewertungsplattformen und diskutieren sowie beantworten eingehende Kritik. Dies hilft uns mögliche Verbesserungspotentiale zu identifizieren und wahrzunehmen.

Ansonsten versuchen wir zahlreiche Projekte, die, wie bereits erwähnt, in der „Schublade schlummerten“ anzugehen. Hierzu zählen neben Themen im Bereich Bewegtbild und Grafik auch die Optimierung bestehender Systeme.

Bullhorn: Welche Trends kannst du im deutschen Markt beobachten, die für die Personalvermittlung in den kommenden Monaten relevant werden?

JP:
Das ist eine sehr schwierige Frage, die bereits von zahlreichen Experten in der öffentlichen Wahrnehmung diskutiert und erörtert wird. Meiner persönlichen Einschätzung nach, ist der Arbeitsmarkt in vielen Bereichen unsicher, was die Individualpersonen natürlich beeinträchtigt. Unser Ziel als Unternehmen ist es daher weiterhin auf bereits verankerte Kernelemente zu setzen: Vertrauen, Partnerschaft und Fort- und Weiterbildung. Darüber hinaus wird die Digitalisierung in den unterschiedlichen Rekrutierungsprozessen, wie bspw. in den entsprechenden Interviews, eine noch bedeutsamere Rolle einnehmen.

Bullhorn: Was war in den letzten Wochen besonders wichtig für dich und dein Team? Wie blickst du in die Zukunft?

JP:
Ich denke, dass insbesondere die Kollegialität im Vordergrund stand. Die Situation und die veränderten Bedingungen basieren nicht auf eigenen Fehlern oder Entscheidungen, aber dennoch mussten wir sie gemeinsam angehen. Achtsamkeit und Unterstützung, unabhängig von den individuellen Sorgen und Wünschen, sind sehr wichtig.

Wir versuchen in unserem Team hierbei stets den Blick im beruflichen Kontext nach vorne zu richten und dennoch den Austausch untereinander zu pflegen. Die Corona-Pandemie beeinflusst eben jeden auch in seinem Privatleben und dieses ist bei jedem wiederum anders und dadurch auch anders herausfordernd.

Ich persönlich blicke sehr gespannt in die Zukunft, da es keine „Referenzwerte“ für eine solche Situation gibt. Ich hoffe, dass die negativen Folgen nicht zu gravierend werden und denke, dass auch einige positive Aspekte bleiben werden, die uns allen langfristig zu Gute kommen.

Jan Poggensee ist in seiner aktuellen Funktion als Leiter Marketing mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Abteilung für die bundesweite, strategische Ausrichtung der Marketingmaßnahmen in der B2B- als auch B2C-Kommunikation verantwortlich. Nach seinem wirtschaftswissenschaftlichen Bachelor-Studium an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, sammelte er Auslandserfahrungen im Master-Studium an der Macquarie University in Sydney, Australien. Nach weiteren Stationen in der Unternehmensberatung sowie im Key Account Management im Bereich Shopper-Marketing, kehrte Herr Poggensee im Dezember 2018 in seine aktuelle Funktion zu Amadeus FiRe zurück.

Weitere Informationen zu Amadeus FiRE finden Sie hier

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